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Atmen zu Beginn
Hallo,
wie kann ich das Einatmengeräusch des Chores zu Beginn eines Stückes verhindern, d.h. ein lautloses Atmen etablieren?
Der Impuls für den Einsatz des Chores ist gerade bei (Achtel-)Auftakten anscheinend so "zackig", dass vom Chor ein lautes Schnappatmen zu hören ist.
Eigentlich soll die Luft lautlos einfallen statt laut eingesaugt zu werden. Aber das klappt noch nicht wirklich.
Macht es Sinn, unmittelbar vor dem Einsatz, eine Handgeste zum Einatmen zu machen? Das führt zwar zum lautlosen Einatmen, aber ich habe den Eindruck, dass dann die Sänger zu tief einatmen und eingeatmet mit gestauter Luft das Stück beginnen.
Hat jemand Tipps/Erfahrungen, wie es klappen könnte?
Danke.
Anja
#2 RE: Atmen zu Beginn
Da sich hier kein anderer erbarmt, versuche ich mal mein Glück.
Atmen gehört für mich zum Singen und auch das hörbare Atmen (Einschränkung kommt später )
Ich gebe zwei Beispiele, die mit Aufnahmen zu tun haben, da man dort mit der Lautstärke und Intensität spielen kann:
zum einen bei meinem Podcast: über ein Gate kann ich die Einatemgeräusche in Stille umwandeln. Als ich das probierte, habe ich beim Hören Atemnot bekommen.
Die Einatmer sind also bewusst darin, da sie auch im normalen Gespräch untereinander zur Hörgewohnheit dazugehören.
Weiterhin habe ich gerade eine CD mit einem Chor aufgenommen und beim Schneiden konnte ich die Atmer präzise schneiden.
D.h. auch hier sind die Einatmer zu hören, aber sie sind von mir nachgeformt.
Und da komme ich zu genau dem, was einen guten Einatmer ausmacht und was dir und deinem Chor helfen wird:
So wie ich einatme, so werde ich singen. (s.a. "Atemoffenbarung" & "Verständlichkeit" im Buch)
Atme ich mit voller Lunge, werde ich wenig Druck aufbauen können und der Anfang wird ungewollt luftig gesungen, da erstmal das Zuviel an Luft abgeatmet werden muss. Atme ich sehr energetisch werde ich nicht weich singen können usw.
D.h. ich erziehe meine Chöre nicht zu einem stillen Einatmen, sondern zur Atemdisziplin und bewusstem Atmen.
Und ich glaube ganz viele deiner Probleme kommen daher, dass du versuchst eine Art von Einatmen auf alle Tempi, Energien oder auch Konsonantenarten aufzupfropfen.
Probiere es mal nicht mit Singen, sondern mit Sprechen.
Lass deinen Chor den Anfang des Stückes gemeinsam sprechen (s.a. "Schubladendenken" im Buch).
Frage sie, wie sie dort einatmen wollen/sollen/würden.
Sprecht darüber. Behandle deine Sänger (egal welchen niveaus) wie Musiker.
Aber auch so: nur sie können ihren Körper spüren und reflektieren.
Ausgefranstes Atmen (also unpräzises und energetisch ungleiches) kommt einfach daher, dass keiner sich über die differenzierte Art Gedanken gemacht hat (also nicht nur einmal kurz angesprochen, sondern gespürt und verschiedenes ausprobiert).
Man kann seine Sänger auch mal bewusst falsch einatmen lassen.
Bei einem lauten Beginn ganz weich, bei einem weichen ganz energetisch usw.
Einen extra Schlag fürs Einatmen macht man im Prinzip eh, da die Sänger auf deinem Einsatz atmen sollen.
Schlägst du Viertel und deine Sänger sollen auf einer Achtel einatmen muss man ihnen das zuerst erklären und dann üben.
Auf einem Halbschlag einzuatmen ist nicht leicht und braucht auch seine Zeit gelernt zu werden.
Das Tempo müssen die Sänger aus deinem Vorbereitungsschlag und Einsatz ablesen und nachvollziehen können. (s.a. "Dynamisch dirigieren; Handhaltung – Schlaghand – Ausdruckshand; Schlagpunkte" im Buch)
Genauer ist es natürlich am Chor zu erklären, aber so wie es sich anhört kannst du viele Probleme umschiffen, indem du dir und dem Chor bewusst machst, dass so wie eingeatmet wird auch weitergesungen wird.
Also differenzieren und zuerst Sprechen und keine Extraschläge, sondern deine Musiker musikalisch atmen lassen.
Nun zum "hörbaren": ich glaube wie oben beschrieben, dass Atmen zur Musik gehört. Es darf nur nicht asthmatisch klingen.
Lass deine Musiker wahrnehmen, dass sie keine volle Lunge zum Singen brauchen. Das ist über das genannte Einfallen in den Bauch machbar.
Z.B. über das Gefühl wie ein "Staunen".
Analysiere, woher das Geräusch bei deinem Chor kommt.
Das Geräusch an sich findet statt, weil die Luftröhre zu eng ist, für die Menge der Luft die in einer bestimmten Zeit durch soll.
Somit muss man die Luftröhre weiten.
Staunen, offener Mund und (ich spinne jetzt einfach mal rum) nicht durch die Nase...machen einige tatsächlich.
Das meine ich mit: was ist das individuelle Problem? Atmen deine Sänger evtl. auf dem Anfangsvokal ein? Wenn es ein "i" ist, wird die Zunge im Weg sein.
Oder muss man die Lufteinfallgeschwindigkeit oder Luftmenge reduzieren?
Wie man das genau macht, ist von den individuell vorliegenden Problemen abhängig.
Auch da muss man einfach ausprobieren, oder wenn man gar nicht weiterkommt ist es absolut legitim mal eine „Atemprobe“ zu machen und einen Gesangslehrer aus der Umgebung für diese Probe kommen zu lassen, der sich das mal anschaut und vielleicht Tipps geben kann.
Unser Job ist der eines Managers. Wir müssen nicht alles selbst können, aber wir müssen zur richtigen zeit die richtigen Leute ins Unternehmen holen, damit die Firma wachsen und florieren kann.
Entschuldige meine (wie immer) ausufernden Erklärtiraden. Ich hoffe, dass da was für dich dabei war. Es ist halt am Objekt (dem Chor) viel einfacher zu erklären und zu zeigen, als hier.
Vielen Dank für die vielen Impulse und Ausführungen.
Das meiste davon setzen wir schon um und es klappt gut. Nur bei einem Stück finde ich keine Lösung. Es ist das ruhige und einfache Taizé-Lied "Laudate omnes gentes".
Ich habe noch keine Idee, warum bei diesem Stück der Einatmer vor Beginn so besonders laut ist (oder vielleicht nur so wirkt?).
Egal, ob ich 3 Schläge vorschlage oder nur den Auftakt-Schlag, das Atemgeräusch ist gleich. Mir scheint, irgendwie liegt es am Achtel-Auftakt bei diesem an sich ruhigen Stück.
Auch gesprochen ist das Einatmen relativ laut. Auch bei mir selbst.
Ein leiseres Einatmen erreiche ich nur, wenn alle auf mein Zeichen schon 2 Schläge vor dem Einsatz das Einatmen beginnen. Aber das fühlt sich so unnatürlich an und führt bei vielen auch zum Überatmen.
Hm, vielleicht muss ich es einfach so akzeptieren, dass es bei diesem Lied so ist. Auch, weil es bei anderen Stücken kein Problem ist.
Falls jemand doch noch eine Idee hat, wie es bei genau diesem Lied besser gehen könnte, freue ich mich über Vorschläge.
Anja
Liebe Anja, lieber Philip,
bezüglich der Einatemgeräusche zu Beginn eines Stücks habe ich in meinen Laienchören einen eher unkonventionellen, aber sehr effektiven Ansatz gefunden, der gute Ergebnisse erzielt hat. Hier ist meine Methode:
Der Trick:
• Ich zähle laut mit "5-4-3-2-1" ein.
• Dabei bitte ich die Sängerinnen und Sänger, das (laut-)DA(-te) gemeinsam mit dem Zählen auf „Null“ zu koordinieren. (Gilt für das Stück „Laudate omnes gentes“)
• Die Einatmung erfolgt dabei bewusst durch den Mund. (Im Blog findet ihr dazu schon einige Informationen. Weitere Details gibt es bei Rabine-Methode oder im Blog von Hilkea Knies.)
Erklärung:
• Durch das Rückwärtszählen wissen alle genau, wann der Einsatz kommt.
• Jeder Chorist übernimmt dabei selbst die Verantwortung, das eigene Atemvolumen so zu steuern, dass der Einsatz pünktlich und entspannt erfolgt.
• Natürlich gelingt das nicht immer auf Anhieb. Daher betone ich als Chorleiter: „Atmet so ein, dass es sich für euch angenehm anfühlt und ihr entspannt den ersten Ton singen könnt.“ In der Regel funktioniert es nach zwei Übungsdurchgängen und die Einatemgeräusche reduzieren sich deutlich.
• Evtl. weise ich auch auf die Einatemgeräusche hin und sensibilisiere so die Choristen dafür. Gemeinsames Ziel sollte natürlich sein, möglichst keine Musik vor der Musik zu machen 😉
Hintergrund:
• Eine entspannte Kieferöffnung ist entscheidend für eine lautlose Einatmung.
• Doch der Kiefer – und der geschlossene Mund – ist auch unser erster Schutzwall zur Außenwelt, weshalb viele hier Verspannungen haben. Manche Sänger brauchen diesen Schutz und können daher nicht lautlos einatmen. Oft wird dann der Mund eher aufgerissen als sanft geöffnet. Hier hilft es, eine vertrauensvolle Umgebung zu schaffen, in der man sich frei öffnen kann.
Weiteres Vorgehen:
• Später kombiniere ich das Zählen mit meinem Dirigat.
• Nach und nach lasse ich nur noch das Dirigat ohne Zählen stehen – aber das Gefühl des entspannten Einatmens bleibt.
• Die Einzählzeit verkürzt sich zunehmend, bis nur noch ein kurzer Atemimpuls nötig ist.
• Wichtig ist, dass die Choristen stets an das entspannte Einatmen erinnert werden, selbst wenn der Einsatz mit Dirigat schneller erfolgt.
Ich hoffe, diese Methode bringt euch neue Anregungen für eure Probenarbeit!
Herzliche Grüße
Albin
Nachtrag/Ergänzung:
In meiner letzten Chorprobe habe ich noch zwei zusätzliche Dinge festgestellt:
• Was tatsächlich auch wunderbar funktioniert ist, singen, ohne bewusst vorher Luft zu holen. Man nutzt dabei die Restluft, die noch im Körper ist. Das ist oft noch erstaunlich viel.
• Es gibt Menschen, bei denen die Anatomie oder gesundheitliche Gründe dazu führen, dass das Einatmen durch die Nase nicht immer geräuschlos klappt. Manchmal sorgt eine verkrümmte Nasenscheidewand für Geräusche, oder es fällt generell schwer, geräuschlos durch die Nase zu atmen. In solchen Fällen hilft es auch durch den Mund einzuatmen. Das kann sogar einen entspannten Atemfluss beim Singen unterstützen (s. meinen vorigen Beitrag)
Albin
#6 RE: Atmen zu Beginn
Lieber Albin, ich finde es spannend, dass du deine Sänger durch die Nase atmen lässt. Ich lasse meine grundsätzlich durch den Mund atmen, damit die Luft frei durch ein möglichst großes Atemloch strömen darf.
Die Nase darf natürlich mitbenutzt werden und im Idealfall wird alles, was offen sein kann auf offen gelassen (wie beim Staunen sogar die Augen öffnen und leuchten lassen), aber eine reine Nasenatmung gewöhne ich jedem Sänger sofort ab.
Oder habe ich da etwas missverstanden, bzw. warum lässt du Nasenatmung zu?
Viele Grüße
Philip
Hallo Albin,
danke für deine Tipps.
Zwischenzeitlich haben wir eine andere Form gefunden, die funktioniert: Das Geräusch kam bei uns vor allem durch den noch engen Rachen, wenn der Mund erst zum Singen geöffnet wird. Wird der Mund schon vorher geöffnet, kann die Luft geräuschlos "einfallen". Damit jede Person selbst den richtigen Atemzeitpunkt wählen kann, schlage ich ca. ein Takt und mache ein staunendes Gesicht mit entspanntem, offenem Mund. Die Sänger*innen öffnen ebenfalls leicht den Mund und die Luft fällt zum richtigen Zeitpunkt geräuscharm ein.
Liebe Grüße
Anja
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