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Probenwochenende - Andere Gestaltungselemente während der Proben?
#1 Probenwochenende - Andere Gestaltungselemente während der Proben?

Hallo an alle,
demnächst habe ich als Chorleitung mein erstes Probenwochenende mit einem weltlichen Vereins-Chor (Freitag Abend bis Sonntag Mittag). Probentage habe ich schon gemacht, ganze Wochenenden noch nicht.
In meiner eignen jahrzehntelangen Chorsängerinnen-Zeit habe ich nur Probenwochenenden kennengelernt, bei denen die Proben so abliefen wie Zuhause. Zwischendurch Pausen, Mahlzeiten und abends Raum für Austausch und Freizeit. Für mich war das bisher immer passend.
Mein Chor, den ich jetzt leite, scheint es so zu kennen, sich zu wünschen, dass wir am Wochenende auch andere Element mit einbauen: sängerische hilfreiche Spiele, Übungen zu Bühnenpräsenz, im Raum umhergehen, szenische Darstellung von Emotionen beim Singen einer bestimmten Textpassage, Im Kreis aufstellen und singen und vieles andere mehr. Mir fehlen da im Moment die Ideen und ich weiß noch nicht, ob es mir liegt, mir das zu überlegen und einzubauen.
Wie sind eure Erfahrungen bei Probenwochenenden weltlicher Chöre? Macht ihr Proben, so wie an Probentagen oder in den üblichen Proben oder baut ihr "(Selbst-)Erfahrungs-Elemente für die Stimme mit ein?
Falls mit solchen Elementen: welche Übungen, Spiele, Elemente haben sich bewährt?
Sonnige Grüße
Anja
#2 RE: Probenwochenende - Andere Gestaltungselemente während der Proben?

Liebe Anja, für mich persönlich steht immer der Chor im Vordergrund.
Ich bin sein Dienstleister und was er möchte, muss gemacht werden.
Dass diese Aussage in ganz engen Grenzen getätigt wird ist hoffentlich klar, aber der Grundsatz bleibt: wenn der Chor eine Erwartungshaltung hat, dann tut man immer gut daran diese beim ersten Mal so gut es geht zu erfüllen, um die Menschen da abzuholen, wo sie stehen.
Das was du beschreibst, passiert mir nicht nur bei weltlichen Chören, sondern bei jedem Chor.
Ich war mal bei einer großen Kantorei zu Gast, die szenische Elemente eingebaut hatte.
Viele Gospelchöre zelebrieren dies.
Übungen, die „den Raum spüren“ sind aber bei kleineren Chören am effektivsten, wo die Menschenmasse nicht so groß ist (man kennt sich gegenseitig) und vor allem im Raum Platz ist.
Nun komme ich aber zu deiner Frage: Ich bin sehr zielorientiert.
D.h. ein Probenwochenende mit mir läuft wie eine Probe ab (mit den normalen Pausen).
Das ist das, worin ICH gut bin.
DU hast vielleicht Ideen, was du so mit den Sängern noch machen willst.
Wollen die Stimmbildung? Bühnenpräsenz? Choreografien? Kennenlernspiele? Fotosession? Im Wald singen (das macht wirklich Spaß!)? Lachyoga?
Deine Sorge ist genau meine Ausnahme von meiner oben geschriebenen Voraussetzung, dass wir Dienstleister am Chor sind:
Wir sind so lange Dienstleister an den Wünschen des Chores, wie wir das können.
Ich weiß genau, dass ich mir keine Choreografie ausdenken kann.
Ich mag das „im Raum herumgehen“ nicht.
Andere mögen das – ich werde es nicht anleiten können.
Und deshalb suche ich mir immer Hilfe.
Wo wir das alle kennen, ist bei der Stimmbildung: bessere Chöre haben eigene Stimmbildner, die wärend der Probe Sänger bilden.
Ich hole mir die z.B. immer bei solchen Probenwochenenden.
Oder auch mal jemanden, der die Frauenstimmen leitet und ich übernehme die Männer für einen Tag (das geht z.T. auch aus dem Chor heraus, wobei ich es immer toll finde, wenn mein Chor mal einen anderen Dirigenten kennenlernt - außerdem lerne ich da immer etwas).
Für diese anderen Aktivitäten, bzw. Pläne hole ich mir allerdings niemanden, sondern versuche zuerst genau herauszufinden, was mein Chor braucht/ erwartet (indem ich den Chor einfach frage…).
Dann überlege ich, was ich davon machen kann und was ich auch will (eine Choreografie muss ich ja am Ende mittragen und anleiten wollen/ können).
Wenn es etwas gibt, das ich mittragen kann, aber nicht initial anleiten kann/ will, dann lasse ich das jemanden aus dem Chor machen.
Wenn ich mir keine Choreografie überlegen kann, dann bilde ich eine Arbeitsgruppe, die das entwickelt.
Oder einige sollen sich Übungen zur Bühnenpräsenz ausdenken.
Ein Waldstück suchen.
Szenische Darstellungen überlegen, bzw. anleiten
Etc.
Ziellose „Spiele“ würde ich niemals machen, da dann eben doch viele Sänger zu einem „Chor“-Wochenende gekommen sind.
Aber alles was, mit der Schulung von Stimme-Körper-Geist zu rechtfertigen ist, ist erlaubt.
Eine Warnung: Übungen mit körperlichen Berührungen (Massage/ den Atem vom Nebensänger spüren/ etc.) sind nicht gut, weil sich Menschen über den Gruppenzwang da reingedrängt fühlen könnten (und das wird überraschend häufig gemacht…).
Ich habe das Selbstverständnis, dass ICH fürs Singen zuständig bin.
Das beinhaltet dann natürlich auch mal längere Einsingsessions mit z.B. vierstimmigen Übungen auf Call and Respons (Buch). Oder gemischt stehen oder im Kreis oder im Wald 😊
„Selbsterfahrung mit der Stimme“ kannst du alles nennen, was mit Singen zu tun hat und dann auch einfach experimentieren. Das muss kein Ergebnis haben und darf auch schief gehen.
Singen bedeutet natürlich den ganzen Körper und Geist zu nutzen und zu schulen – und dafür sind diese anderen Aktivitäten toll. Meiner Erfahrung nach ist es aber umso toller, wenn das aus dem Chor heraus geschieht.
Du trittst zurück und lässt jemand anderes (oder eine Gruppe) mit dem Chor arbeiten.
Wichtig ist nur vorab genau zu definieren, was das Ziel und der Zeitrahmen sein sollen.
Und schließlich: sollte sich keiner finden, der das anleitet, was du nicht anleiten kannst/ willst, dann muss dein Chor 1. mit dir und deinen Fähigkeiten leben (und wird das auch, wenn du deinen Unwillen, bzw. Unfähigkeit kommunizierst) und 2. ist es scheinbar nicht so wichtig (hört sich böse an, aber ist meiner Erfahrung nach so).
Ich habe nun nicht wirklich Übungen genannt (du hattest gefragt...) – das liegt eben daran, dass ich das, was du beschreibst, nur selten mache und wenn, mir Hilfe aus dem Chor heraus suche - und eben für jeden Chor sehr individuell. Es gibt nur weniges, das immer funktioniert (andere Aufstellung/ anderer Ort/ Stimmbildung/ Stimmproben/ andere Chorleitung als Gast).
Aber schon bei der Frage nach Bühnenpräsenz wird es schwierig ohne Kontext.
Natürlich findet man Übungen zu „leuchtenden Augen“ oder 'wie halte ich meine Noten?', 'wie stehe ich?'
Aber jeder Chor macht das anders und soll das auch.
Selbst wenn es um ein bisschen Bewegung im Stück geht, muss man das anhand jedes Stückes entscheiden.
Deshalb ist die Ferndiagnose für mich so schwierig.
Vielleicht traut sich da jemand anderes konkreter zu werden?
Ich bin es zu gewohnt individuell zu arbeiten und tue mich schwer DIE Lösung zu präsentieren.
Ich finde es aber einfach toll, dass du auf deinen Chor eingehen möchtest und keine Angst hast offen zu sein!
Im Chor arbeiten wir schließlich alle zusammen daran, dass es ein großartiger Auftritt wird und der Weg dahin erfüllend sein kann. Um das zu erreichen, dürfen meine Sänger allerdings gerne mit daran arbeiten.
Und da dein Chor noch für dich neu ist, würde ich zuerst nun deine Sänger fragen, was sie erwarten und was sie kennen. Dann schauen, was du davon anleiten kannst und für alles andere jemanden aus dem Chor bitten. Du musst nicht alles können und du bist ein anderer Mensch mit anderen Qualitäten als dein Vorgänger. Das ist auch richtig und gut so.
Gleichzeitig dürfen wir eben immer offen für neues sein und altes/ liebgewonnenes der Sänger bewahren.
Berichte gern, wie es ausgegangen ist, bzw. was du dir ausgedacht hast.
Liebe Grüße
Philip

Lieber Philip,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort und dass du dir dafür die Zeit genommen hast.
Verschiedene Chor-Aufstellungen und geteilte Proben mache ich sowieso. Und auch spontane Übungen und Experimente, wenn es mir zielführend erscheint.
Mir hat sehr geholfen, dass du mich ermutigst, mich auf meine Kernkompetenzen zu konzentrieren und nicht auf Krampf andere Elemente zu suchen und einzubinden.
Jetzt sehe ich klarer: ich werde kleinere Zeiteinheiten vorsehen, wo die Ideen aus dem Chor ausprobiert werden können, mit oder ohne meine Unterstützung, je nachdem, ob mir dazu etwas einfällt.
Danke und liebe Grüße
Anja
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