Traumatherapie

03.08.2022 17:13
#1 Traumatherapie
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Ich bin nun (wie viele Menschen die ich kenne) in der inneren Endemie angekommen und muss mit den erlittenen zwischenmenschlichen Traumata fertig werden.
Dabei hilft mir folgender Gedankengang:
Nach einem GAU ärgern wir uns.
Wenn uns etwas Schlimmes angetan wurde, sind wir schockiert und verletzt.
Es ist meist etwas, was uns unbedacht angetan wurde.
Böswilligkeit war eigentlich nie dabei - nur böse Überraschungen, Enttäuschungen und egozentrisches Verhalten, für das man doch bitteschön Verständnis aufbringen sollte (und ab und zu war auch einfach Blödheit im Spiel).

Schockieren und nachhaltig (seelisch) verletzen tun uns nur unerwartete Aktionen anderer, die uns schaden sollen,
bzw. wenn wir nicht verstehen, warum ein Gegenüber so schadend handelt (selbst wenn er primär nicht schaden wollte).

Es ist wichtig sich bewusst zu machen, dass das Schlimmste schon passiert ist.
Nun kommen nur noch Reaktionen (innerlich oder von außen), die aber alle überdacht werden können.
Sie sind evtl. auch schmerzhaft – sie passieren aber nun nicht mehr derart überraschend oder plötzlich.
Wir haben nun Zeit darauf zu reagieren, unsere Reaktionen zu planen und die Wichtigkeiten zu analysieren.
Darüber erlangen wir Kontrolle über unsere Emotionen und damit über die Situation an sich.

Ich habe in den letzten zwei Jahren von vielen Menschen viele Emotionen ertragen, kanalisieren, rationalisieren und formen müssen.
Ich wusste, dass ich mit diesen Menschen auch nach Corona weiterarbeiten will.
Ich will es auch jetzt noch.
Emotionale Reaktionen auf emotionale Aktionen habe ich mir immer verkniffen. Das war verdammt hart.
Nun habe ich Zeit diese Traumata zu verarbeiten und kann rationalisiert auf diese Menschen zugehen.

Es ist tatsächlich ein Gedankentrick: Ich verstehe meine Emotion, hinterfrage ihren langfristigen Nutzen und wiege dann auf:
Folge ich der Emotion werde ich etwas zerstören (garantiert!), aber mir einmal Luft gemacht haben und wieder atmen können (eventuell!).
Folge ich der Ratio und bleibe ruhig, werde ich noch aufgewühlte emotionale, innere Momente haben (garantiert!) – aber nichts, was mir langfristig Freude bereitet zerstören (garantiert!).
Da beiß ich mir also lieber in den eigenen Hintern und bleibe nach außen ruhig.

PL

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