Verantwortung übernehmen

16.10.2022 10:27
#1 Verantwortung übernehmen
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Da der Winter vor der Tür steht und Kirchen mit ihren großen Räumen und Abständen aufgrund der berechtigten Heizaversion keine tollen Probenräume mehr sind, wollen viele Chöre wieder in den geheizten Gemeindehäusern proben (wie vor Corona halt üblich).
Ich auch. Denn z.T. dreistündige Proben bei 14 Grad und weniger machen mir keine Freude und den entzündungsfreudigen Blasen einiger Sänger auch nicht.
Also gehen wir doch einfach ins Gemeindehaus - da ist es warm und Corona ist doch vorbei...?

Mitnichten. Corona ist noch da und lebendig wie eh und je, aber...

Einige Vorstände, Pastoren etc. wollen vorausschauend gehorsam irgendwelche Schutzmaßnahmen für Chorsänger einführen, weil sie sich verantwortlich fühlen.

Nur um das klarzustellen: Mit den neuen und hochansteckenden Varianten kann es in Chorproben (ohne Maske) keine Schutzmaßnahme geben, die vor einer Ansteckung schützen.
Ob man nun mit 1m oder 1,5m Abstand sitzt ist egal und Masken auf den Wegen, wenn dann 90 Minuten geprobt wird, sind reiner Aktionismus.
Lüften schadet nicht, aber auch nur aus anderen Gründen.
Draußen mit 3m Abstand und einem leichten Wind zu stehen, könnte guten Schutz bieten - aber die Chorprobe eben auch unmöglich machen.
Testen vor der Probe hat in den letzten Jahren bei mir nicht einen Infizierten davon abgehalten in die Probe zu kommen (weil niemand einen überraschend positiven Test hatte, ohne sich vorher schlecht zu fühlen, und(!) alle Infektionen, die ziemlich sicher aus einer meiner Chorproben stammten, durch Infizierte kamen, die ein Schnelltest nicht herausgefischt hatte).
Schnelltests gaukeln einem eine falsche Sicherheit vor.
Ich traue in Chordingen Schnelltests nicht über den Weg - ein getesteter Sänger ist für mich genauso "gefährlich" wie ein ungetesteter Sänger.
Conclusio: Hast du einen Infizierten unter euch, wird jeder mit dem Virus Kontakt haben und sich evtl. anstecken.
Noch härter: entscheidest du dich für eine Chorprobe, die sich wie eine echte Chorprobe anfühlt, hast du dich auch für ein Leben mit dem Virus entschieden.

Aber was machen dann die Verantwortlichfühler, wenn sie sich mit ihren nutzlosen Schutzmaßnahmen durchgesetzt haben und es infiziert sich trotzdem jemand (garantiert!)?

Noch schlimmer: Was ist, wenn jemand aus deinem Chor an Corona (nicht nur mit) stirbt, weil er sich in der Probe angesteckt hat?
Das ist auch meine Frage, die ich den Verantwortlichen stelle. Was machst du dann?!

Ich will und werde diese Verantwortung nicht tragen.
Dafür habe ich mich aber (vor mir selbst und meinen Schuldgefühlen) geschützt:
Meine Chorsänger kommen zur Probe freiwillig.
Sie kennen die Risiken.
Solange ich keinen Druck ausübe, habe ich keine Verantwortung für sie.
Im Zweifelsfall kläre ich, dass ein Chor auch eine zielgerichtete Sozialgemeinschaft ist, die probt (gemeinsam in einem Raum) um ein Konzert\ einen Auftritt präsentieren zu können.
Und wer zur Zeit nicht mitproben will, ist eben wieder herzlich willkommen, wenn es sich für diese Person besser anfühlt.
Coronamaßnahmen sind emotional und im Chor wenig wissenschaftlich (bzw. gaukeln einem eine falsche Sicherheit vor).
Es geht deinen Sängern immer um das persönliche Sicherheitsgefühl.
So lange du die Gefühle deiner Sänger ernst nimmst, wirst du deinen Chor als Sozialgemeinschaft erhalten können.
D.h. aber auch die Gefühle der Sänger, die proben wollen!

Die Sänger, die weiter mitproben, sehe ich somit als mündige Menschen, die sich der Gefahr bewusst sind, aber eben auch zu dem Schluss gekommen sind, dass nicht zu singen auch keine Lösung ist.

PL

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