Etwas das dich vom Dirigent professioneller Ensembles unterscheidet ist, dass du ZEIT hast.

Wo die Profiminute Geld kostet, hast du im Laienbereich Zeit dich um viele andere Dinge zu kümmern (und evtl. auch die Notwendigkeit).
Je organisierter du arbeitest umso mehr Zeit hast du.
Und wo ich mir auch Zeit für nehme, ist Wege des Probens, Tempi im Stück, Dynamik, Sprache, Atmer, Aufstellung, usw.usf. auszuprobieren.
Das kannst du im Profizusammenhang nicht.
Dort wird von dir ein fertiges Interpretationsgebäude erwartet, das du dem Orchester/ Chor mit möglichst wenig Probenzeit vermittelst.

Im Laienbereich trauen sich viele Kollegen nicht diesen Weg des „fertigen Stückes“ im Kopf des Chorleiters zu verlassen.
Trau dich mal.
Du hast die Zeit auch mal verrückte Dinge auszuprobieren.
Du hast die Zeit mit deinen Sängern über gute Atmung zu sprechen.
Du hast die Zeit deinen Sängern zuzuhören.

Wenn du den Beginn und das Ende der Experimente kontrollierst, hast du die Kontrolle und wirst auch so wahrgenommen.
Du musst also wissen, wann du auch wieder in klare Bahnen zurückkehren musst.
Der Mensch ist ein Herdentier und möchte geleitet werden.
Da darf auch mal vom Weg abgekommen werden, um über den Hügel zu schauen, wie das Gras dort aussieht.
Solange die Herde dir vertraut, dass alles, was du tust zum Gute der Herde geschieht, folgt sie dir und sieht deine „Versuchszeit“ als wertvoll genutzte Zeit an, selbst wenn ihr zu dem Schluss kommt, dass das Gras der aktuellen Weide (d.h. aktuelle Interpretation) grüner ist.