Von hinten

20.11.2023 09:05
#1 Von hinten
avatar

„Ich habe Männer am liebsten hinter mir…“
Als dies eine Sängerin von sich gab, wurde das von den Mitsängern dankend sexualisiert verstanden.
Keiner lachte laut auf, aber die meisten hatten unanständige Bilder im Kopf.
Die Sängerin wollte aber nur sagen, dass sie es schön findet, wenn die Männerstimmen hinter ihr stehen und sie damit im Männerklang singen darf.

Solche Momente können schwer nach hinten losgehen. Im Freundeskreis würde man sich aus dem Kommentar eine Gaudi machen.
Retten konnte ich die Situation nur, indem ich sehr schnell den eigentlichen Grund für den Satz weiter ausführte.

Unsere Sprache strotzt vor möglichen Doppeldeutigkeiten. Ich rede relativ viel in Proben und muss immer wieder aufpassen nicht zu stolpern.
Ich bin darin Profi - meine Sänger schaffen jeden Monat solch ein Fettnäpfchen zu erwischen.
Der einzige Weg, wie ich damit umgehe ist, so schnell es geht die unschuldige Konnotation wahrzunehmen (was meint der tatsächlich?) und dann rational weiterzuspinnen.

Wir sind versucht (wegen der schlüpfrigen Natur) nicht darauf einzugehen und zu hoffen, dass es keiner gemerkt hat. Das mache ich aber nur, wenn ein Sänger unfreiwillig Flatulenzen von sich gibt.
Einen doppeldeutigen Ausruf musst du in jedem Fall beachten.
Du darfst ihn nicht schnell wegwischen oder übergehen – dann wird jeder merken (der es noch nicht gemerkt hat), dass da etwas faul oder doppeldeutig war.
Der Grund ist einfach: du gehst ja sonst auch auf Fragen und Kommentare deiner Sänger ein. Und hier nun nicht...?

Wenn du also sofort auf die eine Deutung eingehst wird die andere Deutung irrelevant.
Auch deshalb, weil du es im Normalfall mit gut erzogenen Menschen zu tun hast, die dankbar sind, wenn du dem Gossenhumor etwas entgegensetzt.
Dann verzieht keiner mehr eine Miene und die Situation ist gerettet.
Hier also: Da findet man die Töne schneller, aber wir werden zwischen den Stücken auch mal die Aufstellung (nicht Stellung! Haha – sonst bist du gleich wieder im problematischen Bereich) ändern etc..

Natürlich gilt das nicht für bewusst anzügliche Kommentare. Da musst du selbst wissen, wie weit dein Chor als Sozialgemeinschaft (also du) so etwas erlaubt.
Aber wenn ein Kommentar unschuldig gemeint doppeldeutig war, dann ist es deine Aufgabe den armen Sänger vor sich selbst zu schützen.

PL

 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!